Für viele Autobesitzer ist der Spritverbrauch von entscheidender Bedeutung. Denn vor allem finanziell macht es sich stark bemerkbar, ob man mit dem modernen, spritsparenden Kleinwagen über Land fährt oder mit dem älteren Sportwagen durch die Stadt. Doch sind Neuwagen immer die beste Lösung für einen niedrigen Spritverbrauch oder sollte man besser einen Gebrauchtwagen kaufen? Eine aktuelle Untersuchung dürfte überraschen, denn viele Autohersteller schummeln bei den Angaben zum Treibstoffverbrauch.
Im Schnitt haben Neuwagen einen 42% höheren Spritverbrauch
Noch während der Abgasskandal im vollen Gange ist, kratzt schon das nächste Problem am Image der Automobilindustrie, weil nämlich nicht nur dort die Zahlen beschönigt werden, wo Abgase herauskommen, sondern auch dort, wo sie entstehen: beim Spritverbrauch. Die Autohersteller geben diesen deutlich niedriger an, als er wirklich ist. Laut Studie der unabhängigen Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) liegt der Spritverbrauch durchschnittlich 42% über den angegebenen Werten aus den Laboren der Hersteller. Die ebenfalls unabhängige Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung, kurz TNO, verglich die Labordaten von rund 1,1 Millionen Autos mit dem tatsächlichen Spritverbrauch und bestätigt den enormen Unterschied, der den Autofahrer im Schnitt 400 Euro (ca. 465 SFr.) kostet.
Im Bericht werden keine Hersteller genannt
DAs ICCT war unter anderem an der Aufdeckung des Abgasskandals beteiligt, nenn im Falle des beschönigten Kraftstoffverbrauchs bei Neuwagen allerdings keine konkreten Herstellernamen. Es ist lediglich die Rede davon, dass die Abweichungen bei Autos aus dem Premiumbereich sowie bei Hybridfahrzeugen besonders auffällig seien. Die Höhe der Diskrepanz zwischen Laborverbrauch und Realverbrauch geht dabei deutlich über natürliche Abweichungen hinaus. Zum Vergleich unterschieden sich die Werte noch vor zehn Jahren um durchschnittlich nur 15%.
Unrealistische Messungen im Labor
Im modernen Automobilbau wiegen die Zahlen aus Labormessungen und Windkanal deutlich schwerer als die Realität. Entsprechend werden die Messwerte günstiger gestaltet, beim Dieselgate mit einer Schummelsoftware und im konkret vorliegenden Fall beispielsweise mit der Demontage sämtlicher Sonderausstattung vor der Messung, um das Gewicht und damit den theoretischen Spritverbrauch der Autos zu senken. Dem Verbraucher sind mal wieder die Hände gebunden, weil sich der höhere Kraftstoffverbrauch erst auf lange Sicht im Alltag bemerkbar machen wird. Wer also nicht unbedingt einen Neuwagen kaufen muss, sollte tatsächlich einen Gebrauchtwagen kaufen, beim dem die Werte für den Spritverbrauch gesichert aus der Praxis vorliegen.